Kinder in Regenbogenfamilien
Etwa 2.200 Kinder wachsen in der BRD in eingetragenen Lebenspartner/innen/schaften auf (Zahlen von 2007/08: Ergebnisse der ersten …). Noch weit mehr Kinder dürften mit einem oder mehreren lesbischen / schwulen Elternteilen aufwachsen, die nicht verpartnert sind.
Ganz überwiegend leben Kinder dabei bei lesbischen Frauen, seltener bei schwulen Männern – und etliche lesbische Frauen beschäftigen sich mit der Frage, ob sie Kinder haben möchten oder nicht.
Regenbogenkinder im Vorteil
Eine Studie des Bayerischen Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb) im Auftrag des Bundesjustizministeriums hat erbracht, dass das Aufwachsen in einer Regenbogenfamilie kein Nachteil für die Kinder darstellt. Im Gegenteil zeigten die jungen Studienteilnehmer/innen, die in lesbisch-schwulen Beziehungen aufwuchsen, ein höheres Selbstwertgefühl und mehr Autonomie in der Beziehung zu beiden Elternteilen als Gleichaltrige aus konventionellen Familien.
Diskriminierungstatbestand „Kinderwunsch“
Trotz dieser Realitäten sind Lesben und Schwule in Deutschland, die mit Kindern leben oder leben wollen, heterosexuellen Menschen nicht rechtlich gleichgestellt.
Nach wie vor ist es lesbischen und schwulen Paaren nicht möglich, gemeinsam ein fremdes Kind zu adoptieren.
Lesbischen Frauen wird per ärztlichem Standesrecht der Zugang zu assistierter Reproduktion (Samenspende etc.) verwehrt.
Auch steuerrechtlich und erbrechtlich entstehen homosexuellen Paaren mit Kindern Nachteile gegenüber heterosexuellen Paaren.
Viele Möglichkeiten und Initiativen
Das Thema Kinder in Regenbogenfamilien und Kinderwunsch lesbischer Frauen hat in den letzten Jahr zunehmende Aufmerksamkeit erfahren. Es gibt etliche Informationsquellen im Netz (siehe Links), Veröffentlichungen in lesbischen Medien und sogar ein Bilderbuch für Kinder, die in lesbischen Familien durch Insemination gezeugt wurden (Petra Thorn und Lisa Herrmann-Green: Die Geschichte unserer Familie. Ein Buch für lesbische Familien mit Wunschkindern durch Samenspende; FamArt Verlag 2009). Einen guten Überblick gibt der Text von Dr. Helga Seyler, Frauenärztin aus Hamburg: „Lesben und Kinderwunsch“
Broschüre „Lesben und Kinderwunsch“ (2006)
Das Kölner FFGZ Hagazussa hat im Januar 2006 eine überarbeitete Auflage seiner bereits 1999 erstmals erschienen Broschüre „Lesben und Kinderwunsch“ herausgegeben.
Neben aktuellen Informationen, bieten fünf Portraits Einblicke in Alltag und Gedanken lesbischer Mütter und deren Kinder und auch die aktuellen Fotos zeigen, dass es bereits viele unterschiedliche Varianten von Regenbogenfamilien gibt. So will die Broschüre auch einen Beitrag dazu leisten, Vielfalt zu unterstützen und sie will Anhaltspunkte geben für den individuell passenden Weg von Lesben mit Kinderwunsch.
Autorin: Carola Lehmann, FFGZ Hagazussa e.V. Köln
Portraits: Claudia Friedrich, freie Journalistin, Köln
Die 66-seitige Broschüre ist zu bestellen bei:
LAG Lesben in NRW e.V.: [email protected] 0211/69 10 530 oder im
FFGZ Hagazussa e.V.: [email protected] 0221/23 40 47
Pressemitteilung als pdf: Pressemitteilung „Lesben und Kinderwunsch“
Gesetzesänderung: Stiefkindadoption (2004)
Lebenspartnerinnen erhielten durch eine Gesetzesänderung im Oktober 2004 das Recht, das leibliche Kind ihrer Partnerin zu adoptieren. Dieses Recht soll sich sowohl auf Kinder aus früheren heterosexuellen Partnerschaften (mit Zustimmung des biologischen Vaters) als auch auf Kinder beziehen, die durch Insemination gezeugt wurden. Diese sog. „Stiefkindadoption“ ist ein Schritt, um die rechtliche Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Kindern, die in sog. Regenbogenfamilien aufwachsen, zu abzubauen.
Die Ungleichbehandlung von Lesben und Schwulen bei der Adoption sog. fremder Kinder besteht jedoch fort.