Lesbenkörper – körperbilder

Lesben und Körper/-bilder ist ein spannendes Thema – und ein sehr facettenreiches. Ein Anfang sei gemacht mit einigen Hinweisen auf bisherige Forschung.

  • Körperbilder im Psycho-Test
  • Essverhalten und Esstörungen
  • Selbstbild
  • Dick & Dünn
  • Welche Frauen lieben Lesben?
  • Körpernormen
  • Die Durchschnittslesbe

Körperbilder im Psycho-Test

Mein gegenwärtiges historisches Lieblingsfundstück: Studien von Mitte der 70er Jahre, in denen in psychologischen Tests versucht wurde, „homosexuelle“ von „heterosexuellen“ Frauen zu unterscheiden. Darunter ein Test, in denen Probandinnen eine Person zeichnen sollten – und dann anhand der Bilder von klinischen Psychologen die sexuelle Orientierung beurteilt wurde. Das Verfahren erwies sich als nicht valide genug. Falls mir jemals ein Bild einer lesbischen Teilnehmerinnen einer dieser Studien zufällt, dann erhält es hier einen Ehrenplatz. Möglicherweise zeigt es einen klinischen Psychologen im Outfit eines Gartenzwergs.

Essverhalten und Esstörungen

Eine lesbische sexuelle Orientierung stellt möglicherweise einen protektiven Faktor gegenüber der Entwicklung von Essstörungen dar, so legen einige internationale Studien nahe. Dies könnte mit einer anderen Selbstwahrnehmung, einem höheren Selbstwertgefühl und Szenenormen zusammenhängen, die von den gesellschaftlichen Vorgaben über Frauenkörper abweichen.
Bisher fehlen jedoch valide Studien in diesem Bereich. Denkbar wäre schließlich auch, dass das Alter hierbei die entscheidende Rolle spielt: Lesbische Frauen nach dem Coming-Out (und diese nehmen an Fragebogenuntersuchungen teil) sind dem „Risikoalter“ meist schon entwachsen.

Selbstbild

Wie gehen Lesben mit dem gesellschaftlichen Schlankheitsideal um, inwiefern verinnerlichen sie diese gesellschaftlichen Normen für sich und ihre Partnerinnen?
Tanja Legenbauer et al. legten eine erste Untersuchung über „Unterschiede zwischen hetero- und homosexuellen Männern und Frauen in der Beurteilung von Attraktivität und Internalisierung eines schlanken Schönheitsideals“ vor. Diese Untersuchung zeigte u.a., dass die Lesben im Vergleich zu den heterosexuellen Frauen das Schlankheitsideal weniger verinnerlicht hatten. Zudem waren Lesben mit Einbindung in die „Lesbenszene“ zufriedener mit dem eigenen Körper als Lesben ohne „Szeneeinbindung“.

Dick & Dünn

Sind Lesben die dickeren Frauen oder die dünneren Frauen? Und wenn, wen interessiert´s?
Dünnenterror hin, Schönheitsnormen her – Gewicht hat etwas mit Ernährung zu tun und Ernährung mit Gesundheit. Die Gleichung schlank=gesund jedoch ist nicht richtig. Untergewicht geht mit ebenso schwerwiegenden gesundheitlichen Veränderungen einher wie starkes Übergewicht – und die Frage der „gesunden Ernährung“ ist davon nur bedingt abhängig.
In US-amerikanischen Studien ergaben sich Hinweise auf eine erhöhte Prävalenz von Adipositas bei Lesben – in einer eigenen Studie in Deutschland fanden sich dagegen eher Hinweise auf ein verstärktes Vorkommen eines riskant niedrigen Body-Mass-Index. Ernährungsdaten von Lesben fehlen völlig (abgsehen von Daten über Alkohol etc.). Andere internationale Studien zeigten, dass bei ähnlichem BMI die Zufriedenheit der Lesben mit ihrem Gewicht deutlich größer war als bei den heterosexuellen Frauen.

Welche Frauen lieben Lesben?

Zwei US-amerikanische Studien zeigen, dass es nicht so leicht ist, die Vorlieben von Lesben bezüglich der körperlichen Eigenschaften ihrer Wunschpartnerinnen herauszufinden. In einer Analyse von Bekanntschaftsanzeigen heterosexueller und lesbischer Frauen erwähnten die Lesben jedenfalls deutlich weniger körperliche Eigenschaften in Bezug auf sich und die Person, die sie kennenlernen möchten, als Heteras.
Für Deutschland gibt es eine Untersuchung hierzu, derer ich noch nicht habhaft werden konnte.

Körpernormen

Nicht wenige Lesben machen schon früh die Erfahrung, dass ihr Körper Ziel von medizinischen Bestrebungen ist, eben diesen Körper zu verändern. Einige medizinische Eingriffe bei chronischen Erkrankungen und Behinderungen mögen ihren Sinn haben, andere jedoch haben ihn sicherlich nicht. Und einige Dinge, wie sog. geschlechtszuweisende Operationen bei Intersexuellen, entbehren jeder medizinischen und ethischen Grundlage.
Die Debatte um Körpernormen ist 2002 verstärkt ins öffentliche Bewusstsein gelangt, als ein gehörloses US-amerikanischen Lesbenpaar mittels eines ebenfalls gehörlosen Samenspenders ein gehörloses Kind zur Welt gebracht hat. Das Argument der GegnerInnen dieses Paares war, dass es unethisch sei, absichtlich ein Kind mit körperlicher Behinderung zu zeugen. Das Argument der beiden Lesben war, dass die körperliche Eigenschaft der Gehörlosigkeit das Zugehörigkeitsmerkmal ihrer kulturellen Gruppe ist, das sie mit ihrem gemeinsamen Kind teilen möchten.

 

Die Durchschnittslesbe

Die Durchschnittslesbe ist 28 Jahre alt, hat kurze Haare, trägt Brille und BH und macht Sex lieber unsafe (auch wenn sie weiss, was safer sex ist). Zumindest die Durchschnittslesbe, die an der online-„Lesbenumfrage“ teilgenommen hat. Diese und einige andere interessante Details finden sich in der Auswertung unter www.lesbenumfrage.de. – Die Debatte über Sinn und Unsinn derartiger Umfragen wird im dortigen GästInnenbuch geführt.